Da die Grundlagen der Kinesiologie ein zentraler Bestandteil meines Basisseminars sind, habe ich mich intensiv mit den „Gründervätern*“ der Kinesiologie beschäftigt – darunter auch Paul Dennison. Seine Methode, Brain Gym®, ist vielen ein Begriff, besonders durch den Einsatz in Schulen oder Lerntherapien.
Paul Dennison ist ein US-amerikanischer Lernpädagoge, der 1940 in Boston, USA, geboren wurde. Er wuchs in einem künstlerischen Elternhaus auf: Seine Mutter war Tänzerin, Malerin und Bildhauerin, sein Vater ein Dichter. Die Familie betrieb das Dennison Marionetten-Theater, das landesweit bekannt war und oft von Live-Musik begleitet wurde.
Trotz dieses kreativen Umfelds erlebte Dennison in der Grundschule eine große Kluft zwischen den schulischen Anforderungen und dem freien Ausdruck zu Hause. Er konnte die Anforderungen trotz größter Anstrengung nicht erfüllen und seine kreativen Beiträge wurden beiseite gewischt, da sie nicht der Normantwort entsprachen. Er galt als hoffnungslos lernbehindert. Erst die Versetzung in eine andere Klasse, eine andere Atmosphäre und eine Lehrerin, die an ihn glaubte, retteten ihn, weckte seine Freude am Lernen wieder. Die Freude am Lernen kam zurück, die Neugier am Lernen, die ihn bis zu dem Abschluss der akademischen Ausbildung mit einem Doktortitel führte. Diese Erfahrung motivierte ihn, weiter zu forschen und die Brain-Gym®-Methode zu entwickeln, die heute weltweit bekannt ist.
Im englischen Originaltitel des Buchs wird Brain Gym® als „the world’s most successful learning system“ bezeichnet – ein typisch amerikanischer Superlativ. Doch worum geht es wirklich?
Dennison beschreibt, wie Lernen funktioniert und was es dafür braucht: Selbstwahrnehmung, Bewegung und die Integration beider Gehirnhälften. Das Buch enthält neben Dennisons persönlicher Geschichte auch viele theoretische Abschnitte, die auf die neurophysiologischen Grundlagen von Lernen eingehen. Manche dieser Erklärungen fand ich etwas verwirrend, andere hingegen spannend und aufschlussreich.
Besonders interessant wird es, wenn Dennison auf die praktischen Übungen eingeht. In meinem Artikel Kinesiologie für Kinder – Übungen für zu Hause erkläre ich bereits einige dieser Brain-Gym®-Techniken, darunter:
Die anschauliche und inspirierende Lebensgeschichte von Paul Dennison war für mich einer der Höhepunkte des Buches. Zu lesen, wie er sich von einem Schüler mit Lernschwierigkeiten zu einem Pionier der Edu-Kinestetik entwickelte, ist motivierend und zeigt, wie viel Potenzial in alternativen Ansätzen steckt. Auch die Fallbeispiele aus seiner Praxis sind beeindruckend und machen deutlich, wie vielseitig die Brain-Gym®-Übungen einsetzbar sind.
Allerdings fand ich das Buch nicht durchgehend fesselnd. Nach der lebendigen Einleitung wurde es phasenweise sehr theoretisch und medizinisch, und der Sprachstil machte es mir schwer, den roten Faden zu behalten. Besonders die Analogien – etwa zur Geschichte des „Zauberers von Oz“ oder „Peter und der Wolf“ – wirkten auf mich eher verwirrend als hilfreich. Gegen Ende wird das Buch wieder praxisnaher, etwa mit Themen wie der Lebensaufgabe oder der Bedeutung von Beziehungen. Dieser Wechsel zwischen Theorie und Praxis hätte für meinen Geschmack etwas ausgeglichener sein können.
Brain Gym® ist ein wichtiger Bestandteil der Kinesiologie und zeigt eindrucksvoll, wie Bewegung Lernblockaden lösen und Stress abbauen kann. In meiner Arbeit verwende ich ähnliche Ansätze, um meinen Klient:innen zu helfen, ihre Ziele zu erreichen.
Dennoch möchte ich betonen, dass Kinesiologie weitaus mehr ist als Brain Gym®! Sie umfasst nicht nur Bewegungsübungen, sondern auch tiefere Ansätze, die den Energiefluss und die emotionale Balance einbeziehen. Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, findest du auf der Seite Kinesiologie noch viele weitere Anwendungsfelder.
Wenn du selbst oder dein Kind an Lernblockaden oder Stress leiden, lade ich dich ein, ein kostenloses Erstgespräch zu buchen. Gemeinsam können wir herausfinden, wie kinesiologische Ansätze dir helfen können.
*Ein wichtiger Hinweis: Der Begriff „Gründerväter“ der Kinesiologie ist hier leider treffend, denn Frauen waren zumindest offiziell kaum an der Entwicklung beteiligt. Die 12 Männer, die als Pioniere gelten, wurden damals sogar ironisch „The Dirty Dozen“ genannt – ein klarer Hinweis auf die männerdominierte Wissenschaftslandschaft jener Zeit. Nicht nur darum ist es mir besonders wichtig, auch die Verdienste von Paul Dennisons Frau Gail Dennison zu erwähnen.