Die Sache mit den Hausaufgaben

„Wie, es gibt im Coaching Hausaufgaben? Ich dachte, ich hab die Schulzeit hinter mir!“ So oder ähnlich reagieren manche meiner Coachees, wenn ich ihnen erzähle, dass es bei mir zu jeder Coaching-Session Hausaufgaben gibt. Und ich kann es gut verstehen, dass der Begriff manchen verhasst ist. Insbesondere Menschen mit unangenehmen oder sogar traumatischen Erinnerungen an die Schulzeit werden schon allein durch den Begriff getriggert. Um das zu verhindern, verwende ich darum manchmal „Homeplay“ als alternativen Begriff. Inhaltlich geht es aber immer um das Gleiche: Zwischen den Coaching-Sitzungen sollen die Coachees selbst ins Tun kommen, d.h. die in einer Sitzung bekommenen Impulse und gewonnenen Erkenntnisse im Leben und im Alltag integrieren, ein neues Verhalten einüben oder einen nächsten Schritt auf dem Weg zu ihrem (Teil-)Ziel gehen. Hausaufgaben können außerdem effizienzsteigernd sein, wenn sie zur Vorbereitung einer nächsten Session genutzt werden, in der die Coachees dann schneller zum Ergebnis kommen. Hausaufgaben sind darum so viel mehr als nur ein Überbrücken zwischen den Coaching-Sitzungen: Durch das Erfüllen von Hausaufgaben werden aus Impulsen einer Coaching-Sitzung konkrete Tätigkeiten, die den Erfolg fördern, also z.B. das Erreichen des Coaching-Ziels oder das Überwinden eines Hindernisses. Reaktionen des Umfelds auf gemachte Hausaufgaben können wertvoller Input für weitere Sitzungen sein. Außerdem lernen meine Coachees durch das direkte Ausprobieren und Anwenden in der Praxis auch Selbstwirksamkeit. Dass ihr eigenes Tun sich direkt positiv auf ihr Leben auswirkt ist eine wertvolle Erfahrung und stärkt die Ressourcen. Homeplays sorgen außerdem für Struktur im Alltag der Coachees, der zwischen den Sitzungen stattfindet – um eine meiner Coachees zu zitieren:

„Cool, dann weiß ich, was ich die nächsten Wochen zu tun habe. :-)“

Und nicht zuletzt sind Hausaufgaben wichtig, um insbesondere bei länger laufenden Coaching-Prozessen auch schon zwischendurch für Erfolgserlebnisse zu sorgen. Um eine weitere Coachee zu zitieren:

„Ich freu mich mittlerweile richtig auf die Hausaufgaben!“

Wie viel meine Coachees nach der Session tatsächlich für sich anwenden ist Teil ihrer Eigenverantwortung – niemand ist mir Rechenschaft schuldig. Man ist dem Schuster ja auch nicht auskunftspflichtig, ob man die bei ihm gekauften Schuhe auch oft genug trägt.* 😉 Darum sind Homeplays bei mir freiwillig, denn ob jemand Hausaufgaben macht oder nicht, sagt auch schon etwas aus. Und anders als in der Schule gibt es bei mir bei nicht-gemachten Hausaufgaben auch keine Strafarbeit oder schlechte Noten. Wir arbeiten auf Augenhöhe zusammen und darum sind nicht erledigte Hausaufgaben auch nur eine Einladung, gemeinsam nach den Hintergründen zu schauen. Nach meiner Erfahrung verstecken sich hier sogar oft sehr wichtige Erkenntnisse und Ansatzpunkte zur Selbstreflexion: Hat das Thema für den Coachee gerade überhaupt noch Priorität oder ist ihm was anderes wichtig(er)? Waren die geplanten Schritte vielleicht zu groß gewählt und die Coachee braucht noch mehr Zeit, bis sie ins Tun kommen kann? Gibt es Hindernisse im System, die bisher nicht entdeckt wurden? All dies kann eine Analyse nicht-gemachter Hausaufgaben ans Licht bringen.

Hast du Lust, durch regelmäßige Hausaufgaben schneller und besser an dein Coaching-Ziel zu kommen? Oder hast du noch Fragen, wie der Coaching-Prozess vor den Hausaufgaben so aussieht? Dann meld dich gerne bei mir. Ich freu mich auf dich!

*Zitat aus dem empfehlenswerten Buch „Perfektionismus: Wenn das Soll zum Muss wird“ von Raphael M. Bonelli